1985 habe ich die Ukraine das erste mal besucht, die Hauptstadt Kiew (Kyjiw) und kleinere Orte. Wir waren auch in Saporischschja. Wir, das war eine Gruppe von Journalisten mehrerer Pressorgane der DDR.
Es war eine mehrwöchige Zugreise.
Für die Ausstellung »Frauenblicke« wählten wir von dieser Reportagereise 1985 Alltagsszenen heraus. Ich ließ damals im September 1985 die wunderbare Stimmung auf dem Chreschtschatyk auf mich einwirken, ein Hin und Her der vorbeiströmenden Flut von Menschen. Familien, auf dem Weg zur oder von der Arbeit oder zum Einkaufen, zielstrebig, eilig oder auch wie ich verharrend und wartend, den sonnigen Tag genießend. An einen jungen Mann erinnere ich mich noch, er schien ungeduldig auf jemanden zu warten und mir gelang, dann den Moment der Begegnung mitzuerleben und auf Film zu bannen, ein Zeitdokument. Freude in Gesichtern und auch Ernst hielt ich im Bildern fest.
1985 erzählten mir Hauptstädter stolz davon, wie das gesunde Klima ihrer Heimatstadt durch die vielen Kastanienbäume an Straßen und in Parks man hier durchschnittlich eine 7 Jahre längere Lebenserwartung hat als in anderen Hauptstädten. Das war ein Jahr vor der schrecklichen Katastrophe von Tschernobyl.